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30. März 2023

Der ANC kann Südafrika nicht retten

Der einstige Hoffnungsträger kann niemandem die Schuld geben außer sich selbst.

»Inzwischen ist es in Südafrika zur Normalität geworden, dass für bis zu zehn Stunden am Tag der Strom ausfällt.«

»Inzwischen ist es in Südafrika zur Normalität geworden, dass für bis zu zehn Stunden am Tag der Strom ausfällt.«

Illustration: Markus Stumpf

Der African National Congress (ANC) ist die älteste Organisation der afrikanischen Befreiungsbewegung. Am 8. Januar feierte er den 110. Jahrestag seiner Gründung. Vor zwei Jahrzehnten wurde die Partei noch für ihren Einsatz gegen die Apartheid gepriesen, mit dem sie in Südafrika einen der erfolgreichsten Kämpfe auf dem gesamten Kontinent angeführt hatte. Heute steht sie für Käuflichkeit, Chauvinismus, Machtkämpfe und Regierungsversagen.

Nichts verbildlicht den Zustand Südafrikas treffender als die verkohlte Ruine des Gebäudes, in dem das Parlament des Landes tagte, bis im Januar 2022 ein Feuer ausbrach. Es wurde noch immer nicht wiederaufgebaut und bis heute ist unklar, was eigentlich geschehen ist. Der Brand folgte auf den Aufstand im Juli 2021, bei dem die Anhängerschaft des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma zusammen mit Elementen der Mafia, der Geheimdienste und der Polizei die verheerendste Gewaltwelle lostraten, die Südafrika seit seiner Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1994 gesehen hat. Die Ausschreitungen forderten über 350 Menschenleben und hinterließen Schäden in Milliardenhöhe an der essenziellen ökonomischen Infrastruktur des Landes.

Inzwischen ist es in Südafrika zur Normalität geworden, dass für bis zu zehn Stunden am Tag der Strom ausfällt. In Johannesburg, dem wirtschaftlichen Zentrum des Landes, kommt es auch zunehmend zu Ausfällen der Wasserversorgung. Die Blackouts sind nicht nur eine Folge staatlicher Inkompetenz, sondern werden auch durch regelmäßige Sabotageakte von Erpressergruppen ausgelöst, die mit hohen Regierungsbeamten in Verbindung stehen oder sogar von ihnen kontrolliert werden. Das organisierte Verbrechen ist so stark geworden, dass viele davor warnen, das Land stehe kurz davor, ein »Mafia-Staat« zu werden.

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Benjamin Fogel ist Historiker und Redakteur bei »Africa is a Country« und JACOBIN.