11. Mai 2020
Das UFO-ähnliche Denkmal der Kommunistischen Partei ist eines der bekanntesten architektonischen Relikte des Ostblocks. Der Kampf um seine Erhaltung hat die bulgarische Vergangenheit zurück in die politische Debatte geholt.
Das Busludscha-Denkmal im Sommer 2015.
Wahrscheinlich kein anderes Architektur-Relikt des Kalten Kriegs ist in der digitalen Welt so bekannt wie Busludscha – das von der Bulgarischen Kommunistischen Partei seit langem aufgegebene, aber nicht minder beeindruckende »Denkmalhaus«, das sich an das zentrale Balkangebirge schmiegt. Nachdem es 1990 unvermittelt geschlossen wurde, hat das von CNN kürzlich als »Raumschiff-ähnliches, verwesendes Heiligtum des Kommunismus« betitelte Relikt auf Reiseblogs und bei Brutalismus-Liebhaberinnen die Runde gemacht und tausende abenteuerlustige Besucher angezogen – und löste im Osten wie im Westen ein erneutes Interesse an sozialistischer moderner Architektur aus.
Sein an ein gelandetes UFO angelehntes Äußeres verdankt es dem Architekten Georgi Stoilow, der hoffte, dass es die Entwicklung des bulgarischen Sozialismus von einem kleinen Kreis engagierter Revolutionärinnen und Revolutionäre im späten 19. Jahrhundert zum starken und blühenden sozialistischen Staat der Zukunft versinnbildlichen würde. Bei seiner Fertigstellung im Jahr 1981 diente es als eindrucksvolles Baudenkmal für eine der populärsten regierenden Parteien des Ostblocks. Aber nach deren acht Jahre später erfolgtem Zusammenbruch wurde es zum schmerzlichen Symbol für das Scheitern des Regimes.
Aufgrund seiner isolierten Lage schien dem Denkmal ein stiller Verfall bestimmt, der nur gelegentlich von Selfie-süchtigen Wandersleuten und Kommunismus-Nostalgikerinnen und Nostalgikern unterbrochen wurde. Das erneute Interesse an dem Denkmal hat jedoch diverse Organisationen und Kunst-Fachleute auf den Plan gerufen, um seinen Erhalt zu sichern. Erklärte unpolitische Initiativen regen die Umwandlung in ein bulgarisches Geschichtsmuseum oder in eine profitorientierte Kulturinstitution an. Sowohl die Linke als auch die Rechte kritisieren diese Pläne, entweder mit dem Argument der Kommerzialisierung sozialistischer Architektur, oder der Legitimierung ihres angeblich »totalitären« Erbes. Dieser Streit belegt dabei vor allem das Verschwinden der radikalen Ideale, die den Bau des Denkmals einst ermöglichten.
In seiner kurzen Blütezeit war Busludscha ein prachtvolles Monument der Bulgarischen Kommunistischen Partei (BKP) und beherbergte ein Museum sowie einen Festsaal für Feiern, Kongresse und andere vom Regime gesponsorte Veranstaltungen. Der Ort ist tief mit der Geschichte verwurzelt: Er ist nach dem Busludscha-Berg (heute Chadschi-Dimitar-Berg) benannt, an dem 1868 bulgarische Nationalisten gegen osmanische Soldaten kämpften und sich 1891 die Bulgarische Sozialdemokratische Arbeiterpartei formierte. Während der Nachkriegsstaat seine Legitimation aus dem antifaschistischen Kampf zog, bezeugte dieser Schauplatz auch den Kampf zwischen linksgerichteten Partisaninnen und Partisanen und dem bulgarischen Militär im zweiten Weltkrieg.
Anders als viele andere Prestige-Projekte sozialistischer Regime wurde Busludscha ausschließlich durch Spendengelder finanziert. Architekt Stoilow überzeugte die Kommunistische Partei, das Denkmal nicht mit Steuereinnahmen zu bestreiten, sondern eine Kampagne zu dessen Finanzierung zu initiieren. Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Studierende kauften Briefmarken im Wert von 16 Millionen bulgarischen Lew (umgerechnet ca. 32 Millionen Euro), um das Projekt zu unterstützen. Der Bau war ein enormes Unterfangen, an dem über 6.000 Bauarbeitende und 60 Künstlerinnen und Künstler beteiligt waren; schlussendlich kostete er nur 14 Millionen Lew. Der Überschuss wurde für den Bau von Kindergärten genutzt.
Vor dem Hintergrund, dass das Projekt als ein Denkmal für den Totalitarismus in die Legende einging, mag ein solch offenkundiger Altruismus überraschend anmuten. Doch trotz seiner vielen Fehler war der sozialistische Staat konsequent darauf bedacht, dass es seinen Bürgerinnen und Bürgern an der basalen Grundversorgung nicht mangelte. Und sobald die Gesundheitsversorgung und das Recht auf Wohnen garantiert sind, rücken Bedenken im Hinblick auf die Praktikabilität und die Effizienz von Kulturprojekten und deren Finanzierung in den Hintergrund.
Das demokratische Versprechen, das sich in Busludscha manifestierte – die Beteiligung einer großen Gruppe von Menschen bei der Finanzierung und dem Bau des Denkmals – blieb Quelle großen Stolzes für den Visionär des Projekts bestehen. Wenn er heute über den Bau spricht, vermeidet Stoilow eine selbstherrliche Erzählung seines Künstler-Genies oder Talents und lobt stattdessen die Bemühungen »der heroischen Menschen, die unter extrem schwierigen Wetterbedingungen« arbeiteten, um seinen Traum umzusetzen.
Das Denkmal selbst nimmt auf Mosaiken, die 550 Quadratmeter der Haupthalle bedecken und den Weg zum Sozialismus und die Kämpfe der Bevölkerung gegen Monarchie, Faschismus und Kapitalismus illustrieren, Bezug auf diese kollektiven Bemühungen. Obwohl sie weitestgehend zerstört sind, kann man auch heute noch die Gesichter von Karl Marx, Friedrich Engels und Wladimir Lenin neben anderen Parteiführern wie Dimityr Blagoew und Georgi Dimitroff erkennen. Neben ihnen sind Pionierinnen, Arbeiter und Partisaninnen zu sehen, die die Massen symbolisieren, die den Aufbau des sozialistischen Staats, für den Busludscha stand, ermöglichten.
Busludscha wurde nach dem Zerfall des Staatssozialismus schnell aufgegeben, obwohl die Bulgarische Sozialistische Partei (BSP) als Nachfolgerin der Kommunistischen Partei die ersten freien Wahlen gewann und zwei demokratisch gewählte Regierungen in den 1990ern stellte. Auch wenn Busludscha von Anfang an verfiel, was vor allem an der aktiven Weigerung der post-sozialistischen Regierung, es instand zu halten, lag, wurde das Denkmal von Plünderern heimgesucht, die alles Metall, das sie finden konnten, mitgehen ließen und als Schrott verhökerten. Als die sozialistische Wirtschaft einem skrupellosen Wildwest-Kapitalismus wich, erwuchsen aus den Spenden der Bevölkerung, die einst den Bau des Denkmals ermöglicht hatten, Ansprüche an dessen Überbleibseln.
Der Fotograf Bedros Azinjan, dessen Vater Busludscha seit den 1970ern fotografierte, brachte es auf den Punkt: »Das Volk zerstörte das Denkmal des Volks«. Die massenhafte private Aneignung des Denkmals »von unten« spiegelte die von den Eliten initiierten Privatisierungen staatlicher Unternehmen in einer Dekade, in der die Logik der Privatisierung mit ihrem Versprechen auf kurzfristigen Wohlstand die ganze bulgarische Gesellschaft durchsetzte.
Die BSP hält jedes Jahr im Sommer vor dem Denkmal eine Kundgebung ab, an der alle Parteimitglieder teilnehmen können. Deren kontinuierliche Teilnahme ist ein Ausdruck für die ungebrochene Nostalgie vieler Bulgarinnen und Bulgaren nach der sozialistischen Phase des Landes. Eine kürzlich durchgeführte Meinungsumfrage hat ergeben, dass sowohl linke als auch rechte Bulgarinnen und Bulgaren weiterhin Gerechtigkeit, Vollbeschäftigung und Gesundheitsversorgung mit dem Sozialismus verbinden, aber dem Autoritarismus des Regimes kritisch gegenüberstehen. Eines seiner dunkelsten Kapitel beinhaltet die grausame Unterdrückung von Musliminnen und Muslimen und anderen ethnischen Minderheiten, die bis heute schmerzliche Wunden hinterlässt.
Weil sie Busludscha weiterhin für ihre Zwecke nutzte, hatte die Bulgarische Sozialistische Partei die Eigentümerschaft des Denkmals gefordert und im Jahr 2011 strebte die Regierung an, das Denkmal der Partei zu überschreiben. Die Partei hoffte, sie könne die anstehenden Instandhaltungskosten wie in der Vergangenheit über Spenden finanzieren. Nach Jahren eines neoliberalen und unternehmensfreundlichen Kurses der Parteispitze, der auch in kulturellen Belangen der Rechten nacheifert, sind die Mitglieder der Partei jedoch stark am Schwinden, ebenso wie ihr Erfolg an den Wahlurnen. Nachdem die Partei nicht in der Lage war, die Zugeständnisse für sich zu nutzen, hat sie 2017 jeglichen Anspruch auf Busludscha verspielt.
Heute gehört Busludscha dem bulgarischen Staat und steht unter der Verwaltung der Region Stara Sagora. Das Denkmal wird jedoch nach wie vor nicht als Nationalerbe anerkannt. Die fehlende Bereitschaft der Regierung, die Stätte zu schützen, riskiert deren forstschreitenden Verfall – und lässt ihren Fans nur die Möglichkeit des Konsumierens von Drohnenaufnahmen auf dem Smartphone.
Die Mainstream-Debatten zur Zukunft von Bulgariens kulturellem und architektonischem Erbe implizieren, dass der Sozialismus im Speziellen, und die Linke im Allgemeinen, abwegig und falsch sind, wohingegen rechts-gerichtete Politik als grundsätzlich »objektiver« dargestellt wird. Diese Debatten lassen sich gut mit dem bekannten Sprichwort zusammenfassen: »Es gibt kein links und rechts, nur falsch und richtig«.
In diesem Geiste taten bulgarische Regierungen aller Couleur so, als ob die unterlassene Pflege des Denkmals objektiv »richtig« sei und sahen sich dem Druck eines antikommunistischen Aktivismus ausgesetzt, sowie Restriktionen, die durch das »Gesetz zur Erklärung des kriminellen Charakters des kommunistischen Regimes in Bulgarien« verhängt wurden. Währenddessen diskutierten Architektinnen und Kulturerbe-Aktivisten die Angelegenheit in der apolitischen Sprache von wirtschaftlicher Rationalität.
Die fehlende öffentliche Bereitschaft, Busludscha zu retten, schafft ihre eigenen ideologischen Effekte. Kulturelle Erben werden oft missbraucht, um Gentrifizierungsprozesse voranzutreiben und Arbeiterinnen-Communities zugunsten eines »wünschenswerteren« Klientel umzusiedeln. Gleichzeitig kann die selektive Instandhaltung dieser Orte instrumentalisiert werden, um hegemoniale historische Narrative zu stützen.
Die meisten Menschen in Bulgarien sind jedoch mit einer ganz anderen Neuordnung des öffentlichen Raums vertraut: der bewussten staatlichen Vernachlässigung der bestehenden öffentlichen Infrastruktur, die dann eine Sparpolitik rechtfertigt. Der angeblich »natürliche« Verfall von Busludscha und anderer ähnlich großer Bauprojekte durch das Einwirken von Wind, Schnee und Regen wird oft als Beweis für den absurden Pomp und ineffizienten Charakter des sozialistischen Systems, das angeblich zu teuer und deswegen nicht nachhaltig war, ins Feld geführt. Je stärker sie vernachlässigt werden, desto teurer wird ihre Rettung und desto unausweichlicher der neoliberale Kapitalismus als einzig möglicher ökonomischer Kurs des Landes. Die Weigerung des Staates, Gebäude und staatliche Unternehmen aus der sozialistischen und prä-sozialistischen Zeit wiederaufzubauen oder instand zu halten, stärkt letztlich eine allgemeine privatisierungsfreundliche Haltung.
Nach 1989 beteuerte die bulgarische Politik, sie würde das architektonische und kulturelle Erbe des angeblich »goldenen Zeitalters«, das dem Sozialismus vorausging, wertschätzen. In der Praxis hat sie jedoch dieses ideologische Bekenntnis der Achtung von Privateigentum – und dem Bekenntnis zur Beschneidung öffentlicher Ausgaben – untergeordnet. Während die politischen Konfliktlinien bezüglich des Denkmals lange entlang seiner historischen Auslegung liefen, erklärte die Generation nach 1989, beseelt vom Unternehmerinnen-Geist, diese historische Versessenheit für überholt.
Die größte Kampagne für die Instandsetzung des Denkmals initiierte die junge Architektin Dora Iwanowa, die 2015 nach ihrem Bachelor-Abschluss eine Stiftung zum Erhalt des Denkmals gründete. Sie erklärte ihre Beweggründe damit, dass Busludscha in seinem aktuellen Zustand ein störender Schandfleck und Verrat an der Geschichte sei und schlug vor, es erneut zu monumentalisieren, indem man es zu einem Museum für bulgarische Geschichte umwandelt.
Iwanowas Plan wurde von den Mainstream-Medien als Projekt einer »jungen, intelligenten Frau« gefeiert, »die nicht von der Vergangenheit belastet ist«. Sie beschreibt ihr Anliegen als unpolitisch – als Überwindung von Ideologie und als »Schutz von kulturellem Erbe«, das auf Pragmatismus und einer Kosten-Nutzen-Analyse basiert. Ein Museum würde viele Besucherinnen und Besucher und ausländischen Tourismus anziehen. Iwanowa versprach »Objektivität« im Umgang des Museums mit der sozialistischen Ära, die von den Medien gerne als »Lehre« und »Warnung« vor den Gefahren utopischer Politik, die unweigerlich im Totalitarismus ende, interpretiert wird.
Die einflussreiche Kulturerbe-Organisation Europa Nostra verfolgt einen ähnlich »pragmatischen Ansatz«. Sie versteht das Denkmal nicht als »kommunistisch«, sondern als »eine architektonische Leistung«, die »für eine neue, attraktive Nutzung umgestaltet werden muss«, um als Veranstaltungsort für Konzerte und andere Kulturveranstaltungen dienen zu können. Letzteres würde angeblich Arbeitsplätze, Tourismus und Einnahmen durch Merchandising und Subventionen bringen, ohne dabei »der vergangenen sozialistischen Ära zu huldigen«. In Wirklichkeit ist es sehr unwahrscheinlich, dass dieses Vorhaben die Arbeitslosigkeit in der Region senken wird.
Weder die Kommunistische Partei noch Stoilow verstanden den Berg als neutralen, ahistorischen Ort, an den man ein abstraktes und originelles Kunstwerk setzen konnte. Vorstöße wie der von Europa Nostra behandeln das Denkmal hingegen wie ein kontextloses kulturelles Gut. Linke sowie rechte bulgarische Intellektuelle widersprechen diesem »apolitischen« Verständnis. Ein anti-kommunistischer Historiker behauptet, ein solches Verständnis sei unsinnig, da es Geschichte auslösche und den »Totalitarismus« als nur ein weiteres Kapitel der Geschichte Bulgariens normalisiere. Es gibt sogar den Vorschlag, aus Busludscha ein Museum des osteuropäischen »Totalitarismus« zu machen.
Diese antikommunistischen Vorhaben widersetzen sich dem liberalen Traum einer radikalen Trennung von Form und Inhalt, der vorgibt, dass sobald sich die einstigen gesellschaftlichen Verhältnisse, die das Denkmal ermöglichten, aufgelöst haben, sein radikales Versprechen spurlos verschwinden werde und ihm ein neues, rentables »Gesicht« verpasst werden könne. In diesem Sinne nehmen der antikommunistische Aktivismus und seine ultrarechten Verbündeten kommunistische Politik zumindest ernst, anders als die liberale Obsession mit exotischer Architektur, die ausländischen Tourismus anzieht.
Progressive linke Intellektuelle, die nicht in Parteipolitik involviert sind, haben die Tendenz, westliche Abenteurerinnen und Abenteurer und deren fotografische Faszination für modernistische Denkmäler der ehemals sozialistischen Ländern als »neokolonial« zu brandmarken und argumentieren, dass moderne Kunstprojekte sozialistische Denkmäler wie Busludscha ästhetisieren, entpolitisieren und entkontextualisieren. Anders als die rechte Entpolitisierungs-Kritik beklagen sie hingegen nicht das Ausblenden ihrer angeblich genuin autoritären und menschenfeindlichen Aspekte, sondern beklagen vielmehr die Umwandlung von »Denkmälern von Gräueltaten und des Widerstands in Klick-Fabriken«. Die Wiederentdeckung der Denkmäler durch moderne Kunst und Instagram-Feeds lösche ihre Geschichte und ihre Daseinsbedingungen – das sozialistische Nachkriegsprojekt – mit dem internationalen antifaschistischen Kampf als dessen historischer Bezugspunkt aus.
Im Spiegel der aktuellen politischen Situation Bulgariens zielen die linksliberal gerichteten Vorschläge für eine Wiederbelebung von Busludscha auf die Schaffung eines Ortes für öffentliche Debatten und einer Plattform für eine marginalisierte positive Erinnerungskultur der sozialistischen Ära. Aber es ist schwer vorstellbar, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter des Landes mit den größten Einkommensunterschieden in der EU und mit einem durchschnittlichen Haushaltsjahreseinkommen von knapp über 7.000 Euro die Zeit finden werden, nach Zentral-Bulgarien zu reisen, um dort ihre lang unterdrückten sozialistischen Erinnerungen und Träume wiederzubeleben. Intellektuelle Vorhaben, die die politische Ökonomie der Öffentlichkeit außer Acht lassen, riskieren eine herablassende und missachtende Politik, indem sie die Bühne erneut der akademischen Elite, der Kunst und der Architektur überlassen und andere Stimmen zum Verstummen bringen.
Die gemeinsamen Bemühungen von Europa Nostra und Iwanowa sind mitunter dafür verantwortlich, dass die Getty-Stiftung letztes Jahr eine Spende in Höhe von 185.000 Dollar versprach, um einen Plan für die Instandsetzung von Busludscha zu entwickeln – nicht ohne Profit-Absichten. Ein solcher Plan könnte helfen, um EU-Fördermittel zu erhalten, viele Mitglieder der regierenden rechts/rechts-außen Koalition lehnen jedoch öffentliche Förderung ab. Im Zuge ihrer Spar-Agenda bestehen antikommunistische Fernsehkommentatorinnen und -kommentatoren auf die Erhaltung des Denkmals in seinem aktuellen Zustand ohne jegliche weiteren Investitionen.
Im August 2019 begannen Expertinnen und Experten mit Unterstützung des lokalen Gouverneurs mit der Arbeit an dem von der Getty-Stiftung finanzierten Rettungsplan. Sie fanden heraus, dass die Substanz des Gebäudes größtenteils intakt ist und ebenso wie das Mosaik dank der beim Bau verwendeten hochwertigen Materialien und fortschrittlichen Techniken erhalten werden kann. Eine der involvierten Architektinnen erklärte, dass das Projekt in der Region Kultur- und Kreativwirtschaften sprießen lassen würde und nicht auf öffentliche Förderung angewiesen sei, sondern durch Geschäftsinitiativen und möglicherweise auch die Getty-Stiftung finanziert werden könne. Realistisch betrachtet ist es jedoch sehr unwahrscheinlich, dass ausreichend private Förderung zusammenkommen wird, um die enormen Instandhaltungskosten des Denkmals abzudecken.
Unabhängig davon, was in den kommenden Jahren mit Busludscha geschehen wird, es wird keine Rückkehr zu einem Arbeiter-Denkmal in einem Arbeiterstaat geben. Als Erbin der Kommunistischen Partei hat die BSP ihren angeblichen Anspruch, die arbeitende Klasse zu repräsentieren, über Bord geworfen. Sollten die Organisationen hinter dem Projekt private Investorinnen und Investoren ins Boot holen, wird dies sicherlich zu Eintrittskosten für Besucherinnen und Besucher führen, in einem Land, in dem 22 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben. Busludscha wird als Gebäude überleben, nicht aber als Symbol der Politik, für die es einst stand.
Trotz seines mehrheitlich apolitischen und kommerziellen Charakters hat das erneute Interesse an Busludscha und an anderen verwaisten sozialistischen Denkmälern die Bedeutung von öffentlicher, gemeinschaftlicher und nicht-kommerzieller Infrastruktur erneut unterstrichen. Die Anwesenheit sozialistischer Architektur in der postkommunistischen Welt erinnert die Menschen daran, dass eine andere Welt, wie fehlerhaft sie auch gewesen sein mag, einst möglich war.
Madlen Nikolowa ist Doktorandin am Institut für Politik und Internationale Zusammenarbeit der University of Sheffield und Mitglied des Kollektivs für Soziale Interventionen (KOI) in Sofia.