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04. Dezember 2025

Das Zittern vor den Heizkosten

Der Winter 2025/26 wird vielen Menschen wieder hohe Heizungsrechnungen bescheren. Das liegt nicht nur an Gaspreisen, sondern auch an Tricks von Unternehmen. Und es gibt Möglichkeiten, sich zu wehren.

»Konzerne erzielen dank abenteuerlicher Gesetzgebung bei Fernwärme und Contracting phänomenale Gewinne.«

»Konzerne erzielen dank abenteuerlicher Gesetzgebung bei Fernwärme und Contracting phänomenale Gewinne.«

Illustration: Zane Zlemeša

Energiearmut ist in Deutschland für schätzungsweise 5 Millionen Menschen bittere Realität. Für sie ist eine warme Wohnung abends nach einem langen Arbeitstag keine Selbstverständlichkeit. Feuchte Wände und Schimmel sind nicht selten Normalität. Für viele weitere Menschen sind die Heizkosten zumindest zu einer enormen finanziellen Belastung geworden. Und auch die Wirtschaftlichkeit zahlreicher Industriebetriebe ist durch hohe Energiekosten gefährdet.

Allein seit Anfang 2020 sind die Verbrauchskosten für Erdgas – dem wichtigsten Energieträger – um rund 80 Prozent gestiegen. Direkte Ursache ist der Wirtschaftskrieg mit Russland und der damit verbundene Stopp von Gaslieferungen durch die Nord-Stream- und Jamal-Pipelines. Die Alternative – verflüssigtes Fracking-Gas etwa aus den USA – wird in der Regel 30 bis 60 Prozent teurer gehandelt. Die Preise haben sich damit auf einem hohen Niveau stabilisiert und Verbraucher können auch im Winter 2025/26 wieder mit saftigen Kosten rechnen.

Schaut man unter die Oberfläche, verdeutlicht die Energiekrise vor allem eines: die Versäumnisse der deutschen und europäischen Politik auf dem Weg zu stabilen niedrigen Preisen, Klimaneutralität und geopolitischer Unabhängigkeit. Während viele Häuser schlecht gedämmt sind, werden Mieterinnen und Mieter durch steigende CO₂-Preise zusätzlich belastet. Und Konzerne erzielen dank abenteuerlicher Gesetzgebung bei Fernwärme und Contracting phänomenale Gewinne. Dem entgegen steht die Vision einer echten Wärmewende: mit demokratischer Mitsprache, regenerativen Energien und einer planvollen Wärmeversorgung aus gemeinnütziger Hand.

Kostenfalle Heizung

Fernwärme – also die Erzeugung von Wärme in Kraftwerken mit anschließendem Wärmetransport durch ein Netz isolierter Rohre – gilt als einer der wichtigsten Bausteine der Wärmewende. Schon heute heizen mehr als 15 Prozent der Haushalte auf diese Weise, bis 2045 soll es mehr als ein Drittel sein. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man braucht keine Heizungsanlage im Keller und die Wärmeerzeugung kann durch kostengünstige und klimafreundliche Energieträger im Netz ersetzt werden. Der Nachteil: Fernwärmenetze sind unzureichend regulierte Monopole. Ein Anbieterwechsel ist nicht möglich, in manchen Fällen besteht sogar Anschlusszwang.

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Elisabeth Staudt ist langjährige Expertin für die Wärmewende und Klimaschutz im Gebäudesektor. Aktuell arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für die wärmepolitische Sprecherin der Linken im Bundestag.

Theo Glauch ist promovierter Physiker und arbeitet in der Klimaforschung. Seine politischen Schwerpunkte liegen in der Mieten-, Wirtschafts- und Klimapolitik. Er ist aktuell Mitglied im Bundesvorstand der Linken.