16. Januar 2024
Seit 2011 veröffentlicht JACOBIN täglich Kommentare und Analysen zu Politik und Gesellschaft, seit 2020 auch in deutscher Sprache. Die besten Beiträge gibt es jetzt als Podcast.
Bauarbeiter lauschen den Nachrichten vom Weltraumflug der Kosmonauten Andrijan Nikolajew und Pawel Popowitsch.
JACOBIN ist kein gewöhnliches journalistisches Medium, das Dich mit angeblich neutralen Nachrichten oder reißerischen Belanglosigkeiten zuballert. Bei uns geht es darum, wie wir zu einem guten Leben für alle kommen. Wir werfen nicht mit abstrakten Formeln von Chancengerechtigkeit um uns, noch vertreten wir den Pseudo-Realismus, mit dem die alltäglichen Ungleichheiten sonst immer übertüncht werden. Kurz: Uns geht es um den demokratischen Sozialismus.
Eine andere Welt ist nicht nur nötig, sondern möglich und – unter den richtigen Umständen – auch mehrheitsfähig. Dieser Gedanke leitet JACOBIN seit seiner Gründung als sozialistische Vierteljahreszeitschrift in New York im Jahr 2011 an. Die Gruppe, die sich damals zusammenfand, hatte gerade die tiefste Wirtschaftskrise seit Generationen erlebt und mit angesehen, wie diese eine reaktionäre Gegenbewegung befeuerte, während progressive Forderungen weitgehend unsichtbar blieben. Die radikale Linke, oder das, was von ihr übrig blieb, war zwar punktuell auf der Straße zu sehen, aber gänzlich unfähig, die öffentliche Debatte zu beeinflussen. Von dem linken Aufbruch, der, wie wir heute rückblickend wissen, damals um die Ecke lag, war noch nichts zu spüren.
Also fing die Redaktion von JACOBIN an, eine sozialistische Zeitschrift für eine neue Generation zu machen. Wenn wir schonmal politisch irrelevant sind, so der Gedanke, dann können wir zumindest unsere Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen – und der bestehenden Linke, die unfähig ist, diese zu verändern – schärfen, und einen Ort für Menschen schaffen, die unser Anliegen teilen.
JACOBIN hatte von Anfang an keine einheitliche redaktionelle Linie – jede Autorin und jeder Autor spricht für sich. Aber ein paar gemeinsame Nenner gab und gibt es schon: Wir bekennen uns zu der noch zu vollendenden Moderne, zu den demokratischen und sozialpolitischen Errungenschaften der Aufklärung und der historischen Arbeiterbewegung. Wir vertreten den Internationalismus – der Nationalstaat bildet vielleicht den Rahmen, in dem heutzutage am effektivsten Politik gemacht werden kann, aber das sozialistische Projekt ist letztendlich ein globales: Eine Welt zu schaffen, in der alle Menschen, ob im Süden oder im Norden, im Osten oder im Westen, in Sicherheit, Gleichheit und Würde leben.
Wir wollen die Welt, wie sie ist, nicht niederbrennen, sondern zum Besseren verändern. Dafür brauchen wir gesellschaftliche Mehrheiten, und für diese Mehrheiten brauchen wir eine Linke, die sich mit ihrem Nischendasein nicht zufriedengibt und die nicht versucht, irgendwelche autonome Zonen außerhalb der Gesellschaft zu erkämpfen, sondern sich umgekehrt zum Ziel setzt, die Mitte dieser Gesellschaft zu erobern.
Seit 2011 ist viel passiert. Bernie Sanders’ zwei Präsidentschaftskandidaturen haben Millionen von Menschen in den USA mit dem demokratischen Sozialismus in Berührung gebracht. In Großbritannien bewirkte Jeremy Corbyn zumindest für eine Zeit einen ähnlichen Linksruck, und in einem europäischen Land nach dem anderen konnten linke Parteien zeitweise Wahlerfolge feiern und in manchen Ländern sogar Regierungen bilden.
Was JACOBIN angeht, hat die US-amerikanische Ausgabe inzwischen eine Auflage von über 70.000. Dazugekommen sind Ausgaben in Spanisch, Italienisch, Portugiesisch und Niederländisch. Seit Anfang 2020 gibt es auch eine deutsche Ausgabe von JACOBIN, die mittlerweile eine Auflage von 10.000 Stück druckt und deutschlandweit an den Bahnhofskiosken zu finden ist
Unsere Ausgangslage in Deutschland Anfang 2020 war zwar nicht die gleiche wie die unserer US-amerikanischen Kolleginnen und Kollegen zehn Jahre zuvor, einfach war sie aber auch sie nicht. Der linke Aufbruch, der das vergangene Jahrzehnt geprägt hatte, war gerade zu Ende gegangen – Bernie und Corbyn hatten verloren, in Griechenland war Syriza aus der Regierung geflogen, und die deutsche Linke steckte in einer strategischen Sackgasse, aus der sie bis heute nicht herausgekommen ist. Die Welle, auf der wir hätten reiten können, hatten wir verpasst.
Und dennoch haben wir die Aufgabe angepackt – ohne großes Startkapital oder externe Finanzierung. Seit wir zum 1. Mai 2020 unsere erste Ausgabe herausgebracht haben, sind vierzehn weitere Hefte erschienen, und zusätzlich über 1.000 kostenlos zugängliche Artikel auf unserer Website. Wir haben zwei Podcasts gestartet und zwei Konferenzen organisiert, neben vielen weiteren Veranstaltungen. Die Zusammensetzung unseres Teams hat sich zwar verändert – manche sind gegangen, andere dazugekommen – aber das Herzstück unseres Projekts ist und bleibt das gleiche: die Idee des demokratischen Sozialismus weiterzuentwickeln und zu verbreiten. Wenn Du dieses Anliegen mit uns teilst, freuen wir uns über Deine Unterstützung in Form eines Abos oder einer regelmäßigen Spende.
Der JACOBIN Podcast ist zu finden auf Spotify und auf Apple Podcasts.
Loren Balhorn ist Editor-in-Chief von JACOBIN.